Bürgerinitiative - Gegen den Weiterbau der A1 e.V.

Anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Bürgerinitiative "Gegen den Weiterbau der A 1 e.V." äußert sich deren Vorsitzende in einem Gespräch über die Entwicklung der BI und ihre persönlichen Motive für ihr anhaltendes Engagement.

Seit 15 Jahren gibt es nun die Bürgerinitiative Lommersdorf/Freilingen "Gegen den Weiterbau der A 1 e.V." und Sie sind seit fast 13 Jahren deren Vorsitzende. Was war seinerzeit der Anlass für die Gründung der BI? Wie fing alles an?

Als Ergebnis mehrerer Informationsveranstaltungen zum Weiterbau der A 1 fand auf Veranlassung von besorgten Bürgern, insbesondere der Eifelorte Lommersdorf und Freilingen, am 14.5.1993 eine Versammlung mit dem Ziel statt, eine Bürgerinitiative zu gründen. 130 besorgte Mitbürger und Mitbürgerinnen nahmen an der Versammlung teil. Ihnen ging es neben der Angst vor der drohenden Verlärmung der Landschaft vor allem um den Erhalt eines der letzten großen zusammenhängenden Waldgebiete der Republik in dieser Region, welches durch den Weiterbau durchtrennt würde.

Was waren Ihre persönlichen Beweggründe, bei der BI mitzumachen?

Zu Beginn unserer Initiative waren es bei mir sicherlich ganz persönliche Gründe. Obwohl meine damalige Kölner Wohnung ca. 3 km Luftlinie von der A 57 entfernt lag, habe ich während der Nachtstunden, wenn die allgemeinen Taggeräusche verstummten, das Rauschen der Lastwagenkolonnen auf der A 57 als sehr belastend empfunden. Lommersdorf ist der Ort, an dem ich aufgewachsen bin und den ich zu dieser Zeit als künftigen Lebensmittelpunkt angesehen habe. Er wird westlich von der sehr stark befahrenen L 115 eingerahmt. Der vorgesehene Weiterbau der A 1 würde vom derzeitigen Autobahnende parallel mit der L 115 verlaufen, um kurz vor dem Ort Lommersdorf diesen auf östlicher Seite zu umfahren. Das Ergebnis würde sein, dass dieser Ort, gleichsam wie in einer Schere, in einem Radius von ca. 2 km von 24-stündigem Verkehrslärm eingeschlossen wäre. Außerdem würde ich den Verlust der einmalig schönen Landschaft und Natur sowie der wunderbaren Wanderwege im Gebiet der künftigen Trasse als sehr schmerzlich empfinden.

15 Jahre sind eine ungewöhnlich lange Zeit für eine BI. Was hat ihre Mitglieder motiviert, so lange durchzuhalten?

Die Gründe gegen den Weiterbau zu kämpfen, sind nach wie vor aktuell. Durch die jahrelange intensive Beschäftigung mit dem Thema, ist auch das Bewusstsein gewachsen, was an einmaliger schützenswerter Fauna und Flora in diesem Gebiet durch den Weiterbau verloren gehen würde. Das vorhandene Bewusstsein über den ökologischen Wert zusammenhängender Waldgebiete wird durch die Klimaveränderung und ihre Folgen noch verstärkt.

Können Sie bestimmte Situationen oder Erlebnisse schildern, die Sie in dieser Zeit als besonders bewegend und beeindruckend empfunden haben?

Als positives Beispiel ist zu nennen, dass im Laufe der Jahre die BI sich im Blick der Bevölkerung, wie auch der Medien, von einer Vereinigung von Außenseitern zu einer beachtenswerten Interessenvertretung entwickelt hat. Als Negativbeispiele sind Telefonterror und persönliche Anfeindungen zu nennen.

Haben sich im Laufe der Zeit die Ausgangslage, die Ziele und Aktionsformen der BI verändert?

Das Ziel, den Weiterbau der A 1 zu verhindern, hat sich nicht geändert, jedoch die Aktionsformen. Zu Beginn lag das Hauptaugenmerk auf der Bekanntmachung unseres Anliegens etwa durch Informationsveranstaltungen vor Ort, Begehungen, Aktionstage, Podiumsdiskussionen mit Politikern usw. Im Laufe der Jahre verlagerte sich die Aktivität der BI auf die Bildung von Netzwerken mit den bestehenden Umweltverbänden (Bund für Umwelt und Naturschutz usw.), Kontakte zu Politikern, Genehmigungsbehörden in Bund und Ländern, Lifediskussionen im Fernsehen zwischen Befürwortern und Gegnern, Aktivitäten zur Vorbereitung möglicher Klagen usw.

Welche Menschen engagieren sich heute in der BI?

Mitglieder der BI sind Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen, natur- und umweltbewusste Einzelpersonen, jüngere Leute, aber auch viele ältere und nicht mehr berufstätige, die eher die Zeit für die BI haben. Einzelne Mitglieder der BI, die bewusst der Stadt den Rücken zugewandt haben und die Eifel als ihre neue Heimat ansehen, kämpfen mit hohem Engagement für den Erhalt dieser Landschaft, für die sie so manche Annehmlichkeit, die die Stadt zu bieten hat, aufgegeben haben.

Seit 15 Jahren engagieren Sie sich gegen den Weiterbau der A 1. Seit 15 Jahren versuchen aber auch deren Befürworter und Betreiber, ausgestattet mit wirtschaftlicher und politischer Macht, ihre Ziele durchzusetzen. Was haben die Gegner des A1-Weiterbaus dem entgegenzusetzen? Können Sie den Weiterbau überhaupt noch verhindern?

Trotz des großen wirtschaftlichen und politischen Einflusses der A1-Befürworter konnte seit Jahrzehnten mit den von den Gegnern vorgebrachten Argumenten der Weiterbau verhindert werden. Namhafte Wirtschafts- und Verkehrsexperten bestätigen zudem unseren Standpunkt, dass die Dichte des Autobahnnetzes heutzutage nicht mehr notwendigerweise zu einer wirtschaftlichen Verbesserung beiträgt. Ländliche Regionen, wie die Eifel, sollten mit ihren natürlichen Ressourcen wuchern und nicht den Versuch unternehmen, mit Industriestandorten zu konkurrieren, die dafür bessere Standortbedingungen, wie Nähe zu den Ballungsgebieten, mitbringen. Der Versuch, diese Erkenntnis zu ignorieren, ist entlang der A 60 (zwischen Prüm und Wittlich) kläglich gescheitert. Die in großem Stil ausgewiesenen Gewerbegebiete glänzen durch gähnende Leere.

Die vorhandene Gesetzeslage auf EU-, Bundes- und Länderebene räumt dem Natur- und Artenschutz hohe Priorität ein und verlangt, vorhandene Alternativen zu berücksichtigen. Die Autobahngegner fordern seit Jahren die Einhaltung dieser Gesetzesnormen (bisher ist die B 51 als vorhandene Alternative nicht berücksichtigt worden). Die Autobahngegner hoffen, dass sich zunehmend die Erkenntnis durchsetzt, dass wir die Verpflichtung haben, für unsere Nachkommen die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen, soweit sie nicht schon ausgerottet sind, zu bewahren.

Von den Befürwortern wird vor allem immer wieder betont, wie wichtig die A 1 für die wirtschaftliche Zukunft der Eifel sei. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

Für die wirtschaftliche Entwicklung ist der Weiterbau der A 1 nicht zwingend notwendig, weder für die Eifel noch für den Transitverkehr, der bereits durch das vorhandene dichte Autobahnnetz bestens bedient ist. Wichtig ist, die vorhandene Infrastruktur so zu optimieren, dass sie - nicht zuletzt durch einen Ausbau des öffentlichen Regionalverkehrs - einem Großteil der Bevölkerung in seinem Bedürfnis nach Mobilität gerecht wird und gleichzeitig die Landschaft dabei einbezieht mit allem, was darin kreucht und fleucht, anstatt diese nur als Verkehrträger zu degradieren.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation der BI? Was ist momentan für Sie besonders wichtig?

Wir arbeiten an unserem Ziel, den Weiterbau der A 1 zu verhindern, durch Sammlung von Argumenten für eine erwartete Offenlegung. Nach unbestätigten Pressemitteilungen handelt es sich um die Offenlegung des Teilstücks derzeitiges Autobahnende bis Ausfahrt Lommersdorf. Zur Zeit hat die Beschaffung von finanziellen Mitteln eine besondere Priorität, um für eine mögliche Klage gerüstet zu sein.

Und jetzt noch etwas Positives, ein persönlicher Wunsch, denn Sie wollen ja etwas verhindern, um eben etwas Anderes zu erhalten und zu schützen: Könnten Sie ein paar Stichworte für Ihr Wunschbild von der Eifel nennen? In welcher Eifel würden Sie - und vermutlich ja auch die anderen BI-Mitglieder - in Zukunft leben wollen? Worin liegt für Sie die Zukunft der Eifel?

Die Frage wurde ja teilweise bereits zuvor beantwortet. Da zum Leben in der Eifel auch die Möglichkeit gehört, in dieser Region seinen Lebensunterhalt zu verdienen, denke ich an sanften Tourismus, an nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtete Land- und Forstwirtschaft usw. Die interkommunal geschaffene Qualitätsmarke "Eifel" ist ein guter Anfang. Die Computerisierung der Arbeitsplätze wird auch zunehmend dazu führen, dass viele Arbeitnehmer hier an ihrem Wohnort in der Eifel tätig sein können, ohne stundenlange Anfahrten in die größeren Städte in Kauf nehmen zu müssen. Neben dem Erhalt einer intakten Landschaft ist natürlich auch der Erhalt von sozialen und kommunalen Einrichtungen von enormer Wichtigkeit. Wenn junge Eltern vor Ort keine Schulen und Kindergärten mehr vorfinden, ist es absehbar, dass viele Orte die Gefahr laufen, sich zu Altersheimen zu entwickeln. Die Umwidmung von Geldern für den kostspieligen Autobahnbau, für Brückenbauwerke und Untertunnelungen in die regionale Infrastruktur, in Schulen, Kindergärten und andere Versorgungseinrichtungen, würde der Eifel vielfachen Segen bringen.

Vorstellung der Bürgerinitiative Lommersdorf-Freilingen


Die Orte Lommersdorf und Freilingen gehören zur Gemeinde Blankenheim und sind auf der nordrhein-westfälischen Seite der zukünftigen Trasse gelegen.


Als Ergebnis mehrer Informationsveranstaltungen zum Weiterbau der A1 und auf Veranlassung von besorgten Bürgern, insbesondere der Eifelorte Lommersdorf und Freilingen, fand am 14.5.1993 eine Versammlung mit dem Ziel statt, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Eine Bombendrohung mit anschließender Räumung und Durchsuchung der Tagungsräumlichkeiten mit Spürhunden der Polizei sorgten für eine unbeabsichtigte Dramatik und wilde Entschlossenheit der Teilnehmer, das kurz zuvor gesteckte Ziel zu erreichen. Die Wahl des Vorstandes und der sonstigen Vereinsorgane fand auf der Straße statt.

Die Satzung, die sich die Bürgerinitiative gegeben hat, nennt als Vereinszweck die Verhinderung des Weiterbaus der A1, die Erhaltung und Schaffung einer lebenswerten Umwelt und die Abwehr gesundheitlicher und ökonomischer Schäden für die Volkswirtschaft und die Allgemeinheit.

Durch Eintragung ins Vereinsregister und Anerkennung der Gemeinnützigkeit hat die Bürgerinitiative ihre rechtliche Absicherung gefunden.
Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.


Home Wir über uns Aktuelles Planfeststellungverfahren Projekt Ahr 2000 Landkarte Pro & Contra Umwelt Landschaften vorher-nachher Claims Links E-Mail Impressum